Was haben die Kirche und ihre Verantwortlichen für die Zukunft gelernt? Diese unausweichliche Frage stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion „Von Aufarbeitung und Reformbemühungen“ der Domberg-Akademie am vergangenen Dienstag. Die Aufzeichnung der Veranstaltung können Sie ab sofort auf unserem YouTube-Kanal anschauen.
Was haben die Kirche und ihre Verantwortlichen für die Zukunft gelernt? Diese unausweichliche Frage stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion „Von Aufarbeitung und Reformbemühungen“ der Domberg-Akademie am vergangenen Dienstag. Ein Jahr nach Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens, das das Ausmaß des Missbrauchsskandals, der Vertuschung und des systemischen Machtmissbrauchs in der katholischen Kirche mit voller Wucht zeigte, bleiben für viele eine tiefe Erschütterung und Enttäuschung mit einhergehendem Vertrauensverlust – ebenso wie Wut, Ohnmacht und Resignation. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
So diskutierten Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, Kai Christian Moritz, Betroffener und Mitglied des Betroffenenbeirats der DBK, Prof. Thomas Söding, Theologieprofessor, Vizepräsident des ZdK sowie Mitglied im Synodalpräsidium des Synodalen Weges, Maria-Theresia Kölbl, Geistliche Verbandsleiterin des BDKJ Bayern und die Landtagsabgeordnete Doris Rauscher unter Moderation von Dr. Claudia Pfrang über den Stand der Aufarbeitung und die Zukunft der Institution Kirche. Die Aufzeichnung der Veranstaltung vom 17. Januar 2023 können Sie ab sofort auf unserem YouTube-Kanal anschauen.
„Aufarbeitung kann nicht getrennt werden vom Weg der Reformen und der Erneuerung. Das sind zwei Seiten einer Medaille“, so ein Fazit von Dr. Claudia Pfrang nach Abschluss der Diskussion. „Es gibt trotz aller Bemühungen um Aufarbeitung, dem konsequenten Einbezug der Betroffenen bei der Entwicklung von Maßnahmen durch den Betroffenenbeirat und die unabhängige Aufarbeitungskommission sowie das Schaffen von Anlauf- und Präventionsstellen kaum Anlass zum Schulterklopfen – Kirche ist herausgefordert, sich zu verändern – radikal, d.h. ganz wörtlich genommen an der Wurzel.“
Es gilt alles zu hinterfragen und nichts zu retten. Kirche muss, so wie sie jetzt ist, zugrunde gehen, um wieder zu ihrem Grund zu kommen, so das starke Statement von Kai Christian Moritz. Eine Kirche, die aus den Erfahrungen des Missbrauchs gelernt hat, muss auf den Grund blicken, den Kern des Evangeliums wieder zum Strahlen bringen, denn dieser ist durch die Geschichte verdunkelt worden. Dazu braucht es radikale Umkehr.
Die Kirche des 21. Jahrhunderts, so ist man sich auf dem Podium einig, müsse eine synodale Kirche sein. Dazu braucht es Transparenz, Kontrolle und Partizipation in der Kirche. Doch wie dies konkret aussehen soll, darüber herrscht bei den leitenden Verantwortlichen wenig Klarheit.
Welche Fortschritte, aber auch welche Hemmnisse gibt es in den Aufarbeitungsbemühungen? Wie kommen die Reformbemühungen, die durch den Synodalen Weg eingeleitet werden sollten und die eine Reaktion auf die systemischen Ursachen sind, voran? Was heißt das alles für die Zukunft der Kirche? Streamen Sie jetzt das Video der Aufzeichnung, in der wir diese und weitere Fragen mit unseren Podiumsgästen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Was haben die Kirche und ihre Verantwortlichen für die Zukunft gelernt? Diese unausweichliche Frage stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion „Von Aufarbeitung und Reformbemühungen“ der Domberg-Akademie am 17.01.2023. Mit Reinhard Kardinal Marx, Kai Christian Moritz, Prof. Thomas Söding, Maria-Theresia Kölbl und Doris Rauscher unter Moderation von Dr. Claudia Pfrang.
Seit der Veröffentlichung der Ende 2018 erschienenen MHG-Studie widmet sich die Domberg-Akademie mit Veranstaltungen unter dem Titel „Umkehr! Kirche sein angesichts des Missbrauchsskandals“ dem Thema. Wir hören Betroffenen zu, schauen auf systemische Ursachen des Missbrauchs wie Machtmissbrauch, Sexualmoral und Zölibat, gehen Missbrauchsmustern, aber auch Themen wie geistlicher Missbrauch, Missbrauch an Ordensfrauen oder Missbrauch an erwachsenen Frauen nach.
Die nächste Veranstaltung der Reihe Geistlicher Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland findet am 27. März 2023 statt.
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Text: Domberg-Akademie
Fotocredit: Lennart Preiss Fotografie