(Foto: Barbara Hartmann, Sammlung [muc] münchen postkolonial)
München stand nicht im Zentrum des kolonialen Geschehens. Dennoch hat sich der Kolonialismus tief in die Münchner Stadtgesellschaft eingeschrieben und diese dauerhaft geprägt. Die Vielzahl an kolonialen Ablagerungen und Spuren, die sich auch heute noch im Münchner Stadtraum finden, macht die historische und gegenwärtige Präsenz post/kolonialer Realitäten deutlich.
Im Vordergrund der Auseinandersetzung steht jedoch nicht eine besondere Rolle Münchens im Kolonialismus. Es geht vielmehr darum, am Beispiel der Stadt München die vermeintlich banale Alltäglichkeit kolonialistischer Weltbilder und post/kolonialer Verhältnisse in ihren Breiten- und Tiefenwirkungen an die Oberfläche zu holen und auf diese Weise reflektier- und verhandelbar zu machen.
Die Projekte, an denen die Gruppe [muc] münchen postkolonial in den letzten Jahren beteiligt war, erkunden post/koloniale Spuren in München. Manche dieser Spuren sind offensichtlich, ein großer Teil erschließt sich erst bei genauerem Hinsehen, viele bleiben zunächst unsichtbar: die Statue eines Kolonialbildhauers, die verblassenden Markierungen einer kolonialen Gedenktafel auf einer Friedhofsmauer, eine umbenannte Strasse, ein nicht mehr existierendes Grab... Als sicht- und unsichtbare Verortungen im städtischen Raum dienen sie als Fenster die Verschränkungen von Geschichte und Gegenwart und lassen uns post/koloniale Verhältnisse in den Blick nehmen und befragen.