Mo,
23.06.2025, 19.00 -
21.15 Uhr
Demokratie und Ethik
Dienen müssen? Zur Debatte um Pflichtdienste
Wir diskutieren mit Katharina Schulze MdL, dem FSJ'ler Jonatan Frisch und Michael Kroll vom Landes-Caritasverband über den Vorschlag eines "Freiheitsdienstes" und die Frage, ob ein Pflichtdienst gerecht sein kann und mit grundlegenden Freiheitsrechten vereinbar ist.
Der Ukraine-Krieg und die geopolitischen Umwälzungen haben nicht nur die Frage aufgeworfen, ob die ausgesetzte Wehrpflicht wieder eingeführt werden sollte. Zugleich wird wieder verstärkt diskutiert, ob es nicht eine allgemeine Dienstpflicht geben sollte und ob der Staat solche Pflichten auferlegen darf.
Ist es mit meinen grundlegenden Freiheitsrechten und meinem Anspruch auf autonome Selbstentfaltung und Lebensführung vereinbar, wenn ich für einen bedeutsamen Zeitraum meines Lebens zu einem Dienst verpflichtet werde? Andererseits: Ist es nicht nur recht und billig, dass alle dem Staat und der Gesellschaft, die unsere Freiheit doch erst ermöglichen, einen Dienst erweisen - und dass sie dazu gegebenenfalls verpflichtet werden? Und falls man eine Verpflichtung grundsätzlich für vertretbar hält: Welche Ziele könnten eine Verpflichtung rechtfertigen? Wie müsste der Pflichtdienst ausgestaltet sein, damit die damit verbundenen Belastungen gerecht (auch geschlechtergerecht) zugeteilt werden? Und auch: Wem dient eigentlich der Dienst?
Neben vielen komplexen Fragen der praktischen Umsetzung stellen sich eben auch solche grundlegenden ethischen Fragen. Daher thematisieren wir diese Debatte im Rahmen unserer Online-Reihe "ETHIK | einfach spannungsreich":
Nach einer kurzen Einführung in die Frage, ob und wozu ein Staat seine Bürger:innen überhaupt verpflichten darf, wird Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, in einem ersten Impuls das Konzept des "Freiheitsdienstes" vorstellen, das sie mit dem innenpolitischen Sprecher Florian Siekmann in die Debatte eingebracht hat: Alle Menschen zwischen 18 und 67 mit festem Aufenthalt in Deutschland sollen demnach einen sechsmonatigen "Freiheitsdienst" leisten, der am Stück oder auch zeitlich gestreckt in unterschiedlichen Bereichen (Wehrpflicht, Bevölkerungsschutz, Gesellschaftsdienst…) absolviert werden kann. Die Verpflichtung soll einher gehen mit einer großen Bandbreite an konkreten, frei zu wählenden Möglichkeiten.
In einem zweiten Impuls wird Jonatan Frisch, der aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr leistet und sich auch als einer der Sprecher:innen im FSJ in Bayern engagiert, dazu Stellung nehmen und erläutern, warum ihm das Prinzip der Freiwilligkeit wichtig ist.
Anschließend werden wir diskutieren, u.a. mit Michael Kroll, der beim Landes-Caritasverband Bayern u.a. für die Freiwilligendienste zuständig ist, und mit allen Teilnehmer:innen: Was ist von diesem Vorschlag zu halten? Welche Fragen der praktischen Umsetzung wären damit verbunden? Nicht zuletzt werden wir die genannten ethischen Aspekte beleuchten und z.B. fragen: Ist es - wie der Name "Freiheitsdienst" signalisiert - möglich (vielleicht auch notwendig?), Freiheit und Gemeinwohl durch einen verpflichtenden Dienst für alle zu fördern?
Für diese Veranstaltung - die wir in Kooperation mit dem BDKJ Bayern und dem Landes-Caritasverband Bayern gestalten - wenden wir das Solidarmodell an:
Die Domberg-Akademie kalkuliert eine empfohlene Teilnahmegebühr (9 €)
Um allen Interessierten die Teilnahme an den Angebote offen zu halten, ist es möglich, die Veranstaltung kostenfrei (0 €) oder ermäßigt (5 €) zu besuchen.
Wem es möglich ist, andere Teilnehmende mitzufinanzieren, kann freiwillig mehr (15 €) bezahlen.