Das Zusammenspiel von menschlichem Tun und den Auswirkungen auf die Umwelt wird in vielen Bibelstellen deutlich. Welche Schlüsse können wir für heute daraus ziehen? Friedrich Bernack über die Bibel und den Klimawandel.
„Fruchtbares Land wurde zur salzigen Steppe – denn seine Bewohner waren böse.“ (Psalm 107,34) Man kann so ein Bibelwort abtun als veraltet, naiv, typisch „alttestamentarisch“: Gott straft die Menschen, und lässt ihr Land unfruchtbar werden. Man kann es aber auch als höchst aktuell begreifen. Unsere „Sünden“ fallen auf uns selbst zurück. Versteppung, Wetterextreme, Ansteigen des Meeresspiegels – das alles ist großenteils von Menschen „selbstgemacht“.
Die Bibel sieht eine enge Beziehung zwischen den Menschen und dem Land, dem Boden, auf dem sie leben. Vom Verhalten des Menschen hängt es ab, ob die Erde ihn ernährt. Nachdem Kain seinen Bruder erschlagen hat, „schreit das Blut“ zu Gott aus dem Ackerboden und er gibt keinen Ertrag mehr. Als die „Bosheit“ (in heutiger Sprache vielleicht: der Egoismus, die Rücksichtslosigkeit) der Menschen überhandnimmt, werden sie „vom Erdboden vertilgt“ durch die Sintflut (Genesis 6,7). Archaische Bilder? Ja, aber sie sind es wert, ihnen nachzuspüren.
Besonders deutlich ist in der Bibel die Verbindung zwischen Mensch und Erde bei den Geboten zu Sabbat und Sabbatjahr. Der Sabbat ist Ruhetag, Menschen und Tiere sollen da ruhen. An ihm soll auch der Boden nicht bearbeitet werden, sondern ruhen dürfen. Und jedes siebte Jahr ist Sabbatjahr. Da soll das Land brach liegen, weder Weinberge noch Ölbäume werden abgeerntet. Der Boden, die Natur muss sich erholen. Was da wächst, soll den Armen und den Wildtieren zur Nahrung dienen. Modern gesagt: Ökologisches und soziales Denken und Handeln verbinden sich.
Und dann steht da auch die Warnung: Wenn Ihr euch nicht an diese Vorschriften haltet, wenn ihr Sabbat und Sabbatjahr missachtet, dann kann das Land euch nicht mehr tragen. Dann werdet ihr vertrieben, so lange, bis das Land „seine Sabbate ersetzt“ bekommen und sich wieder von euch erholt hat. Als das Volk Israel im 6. Jahrhundert v.Chr. ins Exil gehen muss, verstehen Propheten das in diesem Sinn: Das Land hat „seine Bewohner ausgespien“. Erst nach etwa 50 Jahren, also sieben mal sieben Jahren, kann das Volk wieder zurückkehren. Um es diesmal besser zu machen.
Freilich: So schlimm das Exil war, es gab immerhin ein Land, wohin das Volk vertrieben wurde. Wohin sollen aber heute die Menschen fliehen, wenn infolge des Klimawandels die Böden austrocknen oder der Meerespegel steigt? Wenn Hochwasser und Unwetter die Ernten zerstören? Wenn der Planet Erde uns nicht mehr erträgt, wohin soll die Menschheit auswandern?
Künstliche Intelligenz (KI) stellt eine Herausforderung dar: Was ist überhaupt KI? Welche ethischen Fragen bringt sie mit sich? Wie verändert sie unser Menschenbild und unsere Beziehung zur Welt und zu Gott?
Die Bibel kennt aber auch Bilder der Hoffnung. Wenn die Menschen zur Besinnung kommen, wenn Recht und Gerechtigkeit herrschen, „Gerechtigkeit und Friede einander begegnen“, dann gibt das Land seinen Ertrag, heißt es im Psalm 85.
Ob es nun „fünf vor zwölf“ ist, wie Klimafolgenforschende mahnen, oder „fünf nach zwölf“: Konsequenzen ziehen, ins Handeln kommen, biblisch: „umkehren“, ist immer (noch) möglich.
Pfingsten steht vor der Tür. Das Fest erinnert daran, dass der göttliche Geist (spiritus!) die Menschen ermutigt, beflügelt, „inspiriert“ hat. Das biblische Wort bedeutet viel mehr als nur „Geist“: Energie, Schwung, Begeisterung, Kreativität, aber auch langen Atem. Also genau das, was wir brauchen, um endlich vom Handeln ins Tun zu kommen.
Und das wünsche ich uns allen zu Pfingsten: einen neuen „spirit“!
Ihr Friedrich Bernack